Kloster Rumtek, das Stammkloster des 16. Karmapa im indischen Exil.
Willkommen!
Diese Seite veroffentlicht Materialien und Dokumente zum "Karmapa-Konflikt", und zwar, falls vorhanden, auf Deutsch.
In Kürze wird, wie einige Presseerklärungen bereits ankündigen, der 17. Karmapa erstmals Frankreich und die Schweiz besuchen. Doch tatsächlich sind zwei Lamas als 17. Karmapa inthronisiert - Karmapa Trinle Thaye Dorje und Karmapa Ogyen Trinle Dorje. Beide inspirieren ihre Schüler auf die größtmögliche Weise. Karmapa Thaye Dordje besuchte Frankreich und die Schweiz (und viele andere europäische Länder) erstmals im Jahr 2000.
Diese vorliegende Webseite hat nicht die Absicht, zu dokumentieren, dass einer von beiden der richtige und einer der falsche Karmapa sei. Leider hat sich in vielen Veröffentlichungen ein entscheidender Irrtum eingeschlichen. So wurde beispielsweise im Geo-Artikel "Karmapa - Der neue Dalai Lama" der Eindruck erweckt, Karmapa Ogyen Trinle sei der einzig wahre Karmapa, darüber hinaus wäre er durch den Dalai Lama legitimiert und würde evtl. sogar sein Nachfolger an der Spitze der Exilregierung. Neue Veröffentlichungen wie Stephan Kulles "Der neue Stern von Tibet" begehen darüber hinaus den Fehler, die Anhänger Karmapa Thaye Dordjes in ein äußerst zweifelhaftes Licht zu rücken, da Kulle sich in dieser Frage ausschließlich auf tendenziöse Publikationen stützt.
Karmapa Thaye Dordje wurde von dem zweithöchsten Lama der Karma-Kagyü-Linie dem „Rothut Karmapa“ Shamarpa nach allen Regeln der Tradition gefunden, geprüft und als 17. Karmapa anerkannt. Ogyen Trinle wurde vom 2. und 4. ranigigen Lamas der Linie, Situpa und Gyaltsabpa anerkannt. Sie legitimierten ihre Wahl mit einem "Prophezeiungsbrief des 16. Karmapa", dessen Authenzität Shamarpa bezweifelte. Er forderte eine wissenschaftliche Untersuchung des Briefes, um herauszufinden, ob es sich bei der Schrift des Briefes tatsächlich um die Handschrift des 16. Karmapa handele oder um die Situpas. Situpa, der im Besitz des Originalbriefes war, lehnte diese Forderung ab. Nachdem Shamarpa diese Zweifel bereits deutlich gemacht hatte, suchten Situpa und Gyaltsabpa ohne Einverständnis des Rothut-Karmapas nach dem im Brief genannten Kind. Sie fanden es (es war ein Kind, das Situpa bereits im Jahr 1991 getroffen hatte), inthronisierten es und teilten SH dem Dalai Lama mit, dass man in der Karma-Kagyü-Schule einhellig der Meinung sei, dass es sich dabei um den 17. Karmapa handele, was ja eindeutig eine Fehlinformation war. Der Dalai Lama sprach angesichts dieses angeblichen Konsenses eine vorläufige Anerkennung des Jungen aus. Wichtig ist allerdings zu wissen, dass die verschiedenen Schulen des Tibetischen Buddhismus keinesfalls den Dalai Lama beauftragt hätten, ihre Wiedergeburten zu bestätigen, sondern dass dies eine rein politische Entscheidung der Regierung des 13. Dalai Lama war, die nach der neuerlichen Unabhängigkeit Tibets im Jahr 1912 auf diese Weise ihren Einfluss zentralisieren wollten. Karmapa wird traditionellerweise innerhalb der Karma-Kagyü-Tradition anerkannt. Ich möchte keinesfalls damit den Dalai Lama diskreditieren, sondern komme einfach nicht umhin in dieser Hinsicht seine Autorität in Frage zu stellen, da er nur einem Karmapa, nämlich Ogyen Trinle, anerkannte. Der Dalai Lama wurde, ich wiederhole mich, keinesfalls von den Tibetern zu ihrem weltlichen und spirituellen Oberhaupt gemacht, sondern von den Mongolen, die die Schule des Dalai Lama, die Gelukpas, im 17. Jahrhundert ins Land holten, um ihre Vormachtstellung in Tibet militärisch durchzusetzen.
Ich empfehle, einleitend die Rubrik "Chronologie..." zu lesen, in der eingehend erläutert wird, wie die beiden Karmapas gefunden und legitimiert wurden.
Die ganze Sache ist, wie auch schon die tibetische Geschichte des Geluk-Kagyü-Konfliktes in den Jahrhunderten zuvor, ausgesprochen kompliziert, da in Tibet Politik und Spiritualität äußerst vermengt waren. Leider hat sich dies ins Exil und sogar in die tibetisch-buddhistischen Zentren des Westens hinübergerettet.
Historisch gesehen besitzt, wie bereits angedeutet, Shamarpa, die Nummer zwei der Linie, die höchste Autorität bezüglich der Auffindung der Reinkarnation des Karmapa. Dies allein beweist noch nicht, dass seine Wahl die richtige ist. Aber an der Auffindung von Karmapa Thaye Dorje waren einige der höchsten Meister unserer Zeit beteiligt – darunter Chobgye Trichen Rinpoche, der Lehrer von SH Sakya Trizin (Oberhaupts der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus). Lama Gendün Rinpoche, der von Meistern aller Schulen als einer der verwirklichsten meister des 20. Jahrhunderts geschätzt wurde, hatte eine Vision, die Shamarpas Wahl bestätigte.
Man kann im sogenannten Karmapa Konflikt verschiedene Positionen einnehmen: Entweder glaubt man, wie „im echten Leben“, einer Fraktion und verteufelt die andere, fühlt sich in seiner Identität durch die Wahl gestärkt. Man folgt in Sachen 17. Karmapa seinem Lehrer blindlings und glaubt noch dazu, deswegen ein hervorragender Schüler von ihm zu sein. Dies stärkt im Endeffekt nur die eigene Identität, also das Ego, und das ist bekanntlich nicht Ziel des buddhistischen Wegs. Oder man nimmt die ganze Sache als großes Teaching, wohin es führt, wenn man Spiritualität und Macht mischt. Und als Belehrung, dass man eigentlich wissen müsste, dass man nichts weiß (aber es vergessen hat). Ich habe es sicherlich auch vergessen, denn diese Seite mag als Angriff auf Ogyen Trinle wirken. Meine eigentliche Intention war aber, angesichts der Tatsache, dass Karmapa Thaye Dordje in Presse und auf dem Buchmarkt fast nicht vertreten ist, aufzuzeigen, dass er nicht notgedrungen der einzige, aber eben auf jeden Fall der rechtmäßige 17. Karmapa ist.
Trotz des kontroversen Themas allen eine angenehme Lektüre!
Mit den besten Wünschen!
Yeshe Künkhyen
Diese vorliegende Webseite hat nicht die Absicht, zu dokumentieren, dass einer von beiden der richtige und einer der falsche Karmapa sei. Leider hat sich in vielen Veröffentlichungen ein entscheidender Irrtum eingeschlichen. So wurde beispielsweise im Geo-Artikel "Karmapa - Der neue Dalai Lama" der Eindruck erweckt, Karmapa Ogyen Trinle sei der einzig wahre Karmapa, darüber hinaus wäre er durch den Dalai Lama legitimiert und würde evtl. sogar sein Nachfolger an der Spitze der Exilregierung. Neue Veröffentlichungen wie Stephan Kulles "Der neue Stern von Tibet" begehen darüber hinaus den Fehler, die Anhänger Karmapa Thaye Dordjes in ein äußerst zweifelhaftes Licht zu rücken, da Kulle sich in dieser Frage ausschließlich auf tendenziöse Publikationen stützt.
Karmapa Thaye Dordje wurde von dem zweithöchsten Lama der Karma-Kagyü-Linie dem „Rothut Karmapa“ Shamarpa nach allen Regeln der Tradition gefunden, geprüft und als 17. Karmapa anerkannt. Ogyen Trinle wurde vom 2. und 4. ranigigen Lamas der Linie, Situpa und Gyaltsabpa anerkannt. Sie legitimierten ihre Wahl mit einem "Prophezeiungsbrief des 16. Karmapa", dessen Authenzität Shamarpa bezweifelte. Er forderte eine wissenschaftliche Untersuchung des Briefes, um herauszufinden, ob es sich bei der Schrift des Briefes tatsächlich um die Handschrift des 16. Karmapa handele oder um die Situpas. Situpa, der im Besitz des Originalbriefes war, lehnte diese Forderung ab. Nachdem Shamarpa diese Zweifel bereits deutlich gemacht hatte, suchten Situpa und Gyaltsabpa ohne Einverständnis des Rothut-Karmapas nach dem im Brief genannten Kind. Sie fanden es (es war ein Kind, das Situpa bereits im Jahr 1991 getroffen hatte), inthronisierten es und teilten SH dem Dalai Lama mit, dass man in der Karma-Kagyü-Schule einhellig der Meinung sei, dass es sich dabei um den 17. Karmapa handele, was ja eindeutig eine Fehlinformation war. Der Dalai Lama sprach angesichts dieses angeblichen Konsenses eine vorläufige Anerkennung des Jungen aus. Wichtig ist allerdings zu wissen, dass die verschiedenen Schulen des Tibetischen Buddhismus keinesfalls den Dalai Lama beauftragt hätten, ihre Wiedergeburten zu bestätigen, sondern dass dies eine rein politische Entscheidung der Regierung des 13. Dalai Lama war, die nach der neuerlichen Unabhängigkeit Tibets im Jahr 1912 auf diese Weise ihren Einfluss zentralisieren wollten. Karmapa wird traditionellerweise innerhalb der Karma-Kagyü-Tradition anerkannt. Ich möchte keinesfalls damit den Dalai Lama diskreditieren, sondern komme einfach nicht umhin in dieser Hinsicht seine Autorität in Frage zu stellen, da er nur einem Karmapa, nämlich Ogyen Trinle, anerkannte. Der Dalai Lama wurde, ich wiederhole mich, keinesfalls von den Tibetern zu ihrem weltlichen und spirituellen Oberhaupt gemacht, sondern von den Mongolen, die die Schule des Dalai Lama, die Gelukpas, im 17. Jahrhundert ins Land holten, um ihre Vormachtstellung in Tibet militärisch durchzusetzen.
Ich empfehle, einleitend die Rubrik "Chronologie..." zu lesen, in der eingehend erläutert wird, wie die beiden Karmapas gefunden und legitimiert wurden.
Die ganze Sache ist, wie auch schon die tibetische Geschichte des Geluk-Kagyü-Konfliktes in den Jahrhunderten zuvor, ausgesprochen kompliziert, da in Tibet Politik und Spiritualität äußerst vermengt waren. Leider hat sich dies ins Exil und sogar in die tibetisch-buddhistischen Zentren des Westens hinübergerettet.
Historisch gesehen besitzt, wie bereits angedeutet, Shamarpa, die Nummer zwei der Linie, die höchste Autorität bezüglich der Auffindung der Reinkarnation des Karmapa. Dies allein beweist noch nicht, dass seine Wahl die richtige ist. Aber an der Auffindung von Karmapa Thaye Dorje waren einige der höchsten Meister unserer Zeit beteiligt – darunter Chobgye Trichen Rinpoche, der Lehrer von SH Sakya Trizin (Oberhaupts der Sakya-Schule des tibetischen Buddhismus). Lama Gendün Rinpoche, der von Meistern aller Schulen als einer der verwirklichsten meister des 20. Jahrhunderts geschätzt wurde, hatte eine Vision, die Shamarpas Wahl bestätigte.
Man kann im sogenannten Karmapa Konflikt verschiedene Positionen einnehmen: Entweder glaubt man, wie „im echten Leben“, einer Fraktion und verteufelt die andere, fühlt sich in seiner Identität durch die Wahl gestärkt. Man folgt in Sachen 17. Karmapa seinem Lehrer blindlings und glaubt noch dazu, deswegen ein hervorragender Schüler von ihm zu sein. Dies stärkt im Endeffekt nur die eigene Identität, also das Ego, und das ist bekanntlich nicht Ziel des buddhistischen Wegs. Oder man nimmt die ganze Sache als großes Teaching, wohin es führt, wenn man Spiritualität und Macht mischt. Und als Belehrung, dass man eigentlich wissen müsste, dass man nichts weiß (aber es vergessen hat). Ich habe es sicherlich auch vergessen, denn diese Seite mag als Angriff auf Ogyen Trinle wirken. Meine eigentliche Intention war aber, angesichts der Tatsache, dass Karmapa Thaye Dordje in Presse und auf dem Buchmarkt fast nicht vertreten ist, aufzuzeigen, dass er nicht notgedrungen der einzige, aber eben auf jeden Fall der rechtmäßige 17. Karmapa ist.
Trotz des kontroversen Themas allen eine angenehme Lektüre!
Mit den besten Wünschen!
Yeshe Künkhyen