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Shamarpas Brief an den Charitable Trust
Zusamenfassung: Aus: Buddhismus Heute Nr. 13, ( 1993)
Karmapa wurde von der indischen Regierung ein Stück Land in New Delhi geschenkt, daß jedoch bis zu seinem Tod nicht amtlich auf Karmapas Namen eingetragen wurde. Der damalige Generalsekretär Damcho Yongdu bemühte sich um die Eintragung auf einen zum Zwecke des Landkaufs für Rumtek gegründeten Vereins. Dieser Verein war jedoch nur für das Land in Sikkim gültig und die Eintragung galt deswegen nur vorübergehend. Eine Schülerin von Situ Rinpoche brachte die Frage auf, daß dadurch in Zukunft Probleme entstehen könnten. Der Generalsekretär Damcho Yongdu starb 1983 und niemand konnte Karmapa anschließend rechtlich vertreten. Der Vorsitzende von Rumtek, Künzig Shamar Rinpoche und der neue, noch von Karmapa bestimmte, Generalsekretär Topga Rinpoche, mußten eine Lösung finden, damit Karmapas Projekte weiterlaufen konnten. Ein Anwalt schlug vor, daß Shamar Rinpoche offiziell als derzeitiges Oberhaupt von Rumtek fungieren solle, um Karmapa, das frühere Oberhaupt Rumteks, rechtlich vertreten zu können; eine überall auf der Welt völlig normale rechtliche Prozedur.
Das Land in New Delhi war nicht auf Karmapa persönlich, sondern auf den Verein in Sikkim eingetragen. Der Anwalt schlug vor, das zu ändern, damit Shamar Rinpoche auch bezüglich des Landes Karmapa vertreten könne. Während die vier Regenten von Kalu Rinpoche die Rinchen-Terdzö-Ermächtigungen erhielten, gelang es einigen Leuten, drei der Regenten einzureden, daß der vierte, nämlich Shamar Rinpoche, sich Karmapas Eigentum aneignen wolle. Es wurden rechtliche Schritte gegen ihn unternommen, bis schließlich mehrere Anwälte bestätigten, daß die Vorwürfe haltlos seien, da das Land immer noch eindeutig unter dem Namen von Karmapa registriert gewesen sei, wenn die Änderung stattgefunden hätte. Die Rinpoches entschuldigten sich bei Shamar Rinpoche. Letztendlich wurde das Land 1984 auf den Karmapa Charitable Trust eingetragen. Shamar Rinpoche erwähnt diese Vorfälle auch bei den Fragen im Anschluß an seine Rede in Rumtek am 9. Juni 1992 (Kagyü Life Nr. 2/92 Seite 18). Die Angelegenheit ist niemals in aller Öffentlichkeit richtig gestellt worden und wird immer wieder benutzt, um Shamar Rinpoche und Topga Rinpoche in ein schlechtes Licht zu rücken.
Der Brief selbst:
Künzig Shamar Rinpoches Brief an den Vorstand des "Karmapa Charitable Trust"
An den Vorstand des Karmapa Charitable Trust
Herrn Sherab Gyaltsen
Herrn Jigdral Densapa
Herrn Gyan Jyoti
Ven. Topga Rinpoche
Aus: Buddhismus Heute Nr. 29, ( 1999)
http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__29.position__1.de.html
Liebe Trust-Mitglieder,
Dieser Brief ist ein kurzer Bericht an Sie über meine Aktivitäten von November 1981 bis heute.
Als Seine Heiligkeit der 16. Karmapa am 5. November 1981 starb, trat der verstorbene Generalsekretär Yongdü auf mich zu, um die Frage der Nachfolge der Verantwortung für S.H. Karmapas Aktivitäten zu besprechen. Er bat mich, daß ich die Position Shamarpas in ihrer vollen historischen Bedeutung übernehme, also als Zweiter nach Karmapa alle Verantwortungen tragen sollte. Er erinnerte mich daran, daß S.H. Karmapa mich inthronisiert und die Tradition der Untrennbarkeit der Aktivitäten der Karmapas und der Shamarpas wieder eingeführt hatte.
Ich lehnte die Bitte des Generalsekretärs um eine alleinige Regentschaft ab, nicht jedoch aus Angst, die Verantwortung für Rumtek auf mich allein zu nehmen. Der Generalsekretär Yongdü schlug dann vor, daß die vier Rinpoches - Situ Rinpoche, Jamgön Kongtrul Rinpoche, Gyaltsab Rinpoche und ich selbst - zusammen die Verantwortung tragen sollten, und wir einigten uns auf eine Drei-Jahres-Rotations-Regentschaft. Wir beschlossen auch, gemeinsam nach der Wiedergeburt Seiner Heiligkeit Karmapa zu suchen. Ich nahm die erste Rotationsperiode an, und der Generalsekretär kümmerte sich weiterhin um die vom verstorbenen Karmapa initiierten Projekte.
Ein großes Projekt war die Fertigstellung des New Delhi Klosters. Als das Fundament des Gebäudes fertig war, reiste der Generalsekretär nach Bhutan. Während seines Besuches dort starb er plötzlich an einem Herzanfall. Nach dem Tod des Generalsekretärs Yongdü übernahm Topga Rinpoche den Dienst des Generalsekretärs, wie Seine Heiligkeit der 16. Karmapa es angeordnet hatte.
Vor seinem Tod war der Generalsekretär einen Vertrag eingegangen, um den Bau des Delhi-Institutes innerhalb von 22 Monaten für 14.000.000 indische Rupies zu vollenden. Man muß hier erwähnen, daß das Kloster Rumtek zu der Zeit in der alten tibetischen Weise betrieben wurde. Es gab keinerlei Buchhaltungssystem. Alles beruhte auf Vertrauen. Die Summe, die uns von der Familie übergeben wurde, betrug 300.000 indische Rupies (ca. 15.000 US-$).
Wir hatten keine andere Wahl, als wieder Geld zu sammeln. Da dies während meiner Regentschaft geschah, wurde ich verantwortlich für das Sammeln von Mitteln für dieses Projekt. Zum Glück war ich recht erfolgreich und war in der Lage, den Vertragspartnern Wig Brothers Company einige unserer Obligationen zahlen zu können, so daß wir die Arbeit weiterführen konnten.
Wir fuhren damit fort, bis wir 1983 von unserem Anwalt den Rat bekamen, daß aus juristischen Gründen eine Richtigstellung der Papiere für die Pacht des Grundstückes nötig war. Dies löste bei Anhängern der anderen Rinpoches starke Vorwürfe aus, daß wir das Land in New Delhi unter meinen Namen nehmen wollten. Da ich über die Tatsachen der Situation nie durch direkten Kontakt erfuhr, wurde mir klar, daß ihre Motivationen politischer Natur waren. Rückblickend scheint dies der Beginn der Bildung von Gruppierungen gewesen zu sein, die das Ziel hatten, durch Verleumdung meines Namens und meines Rufes, für einige der anderen Regenten Macht zu gewinnen.
Nicht wegen der persönlichen Anschuldigungen, sondern aufgrund der - durch die Vermischung von Dharma-Aktivität und Politik - potentiellen Gefahr für die Zukunft der Karma-Kagyü alarmiert, empfahl ich nachdrücklich, das von uns geschaffene kollektive Regentschafts-Rotationssystem aufzulösen.
Die Gründe dafür waren:
(1) Die Regentengruppe wurde nicht von Gyalwa Karmapa selbst geschaffen, und es gab keine vorhergehende Tradition dafür. Wir bildeten sie selbst, da wir sie für nützlich hielten. Nun jedoch war sie durch Politik zu einem Risiko für Karmapas Aktivität geworden und kein nützliches Instrument mehr.
(2) Es war der Karmapa Charitable Trust mit seinem von S.H. Karmapa eingesetzten Vorstand geschaffen worden, so daß es keinen Bedarf mehr für das Rotationssystem oder die kollektive Regentschaft gab.
1985 wurde die Regentengruppe in einer Resolution aufgelöst.
Wir kamen auch überein, als Teil unserer gemeinsamen Verantwortung für die Karma Kagyü Dharma-Aktivität, in unseren gemeinsamen Anstrengungen bei der Suche nach der Reinkarnation S.H. Gyalwa Karmapa fortzufahren. Zu diesem Zweck hielten wir über die Jahre regelmäßige Treffen ab, um uns auf gemeinsame Entscheidungen, die für die Suche nach Karmapa wichtig waren, zu einigen. Ich selbst fuhr mit dem großen New Delhi Klosterprojekt fort, das 1989 fertiggestellt war und 1990 eingeweiht wurde.
Wie Sie wissen, präsentierte Situ Rinpoche am 19. März 1992 den dubiosen Prophezeiungsbrief. Ich glaubte nicht an die Authentizität des Briefes, da eine Prüfung des Briefes mich davon überzeugte, daß es nicht die Handschrift S.H. des 16. Karmapa war. Auch hatte bereits ein hochqualifizierter älterer Schüler von S.H. dem 16. Karmapa mit mir Kontakt aufgenommen; ich war jedoch angewiesen worden, seine Informationen vertraulich zu behandeln. Da ich so starke Zweifel hatte, diskutierten wir viel miteinander und kamen schließlich überein zu verkünden, daß wir erst im Oktober desselben Jahres weitere Informationen geben würden.
Als ich im Juni nach Rumtek zurückkam, waren all unsere Vereinbarungen gebrochen worden, und es waren Vorbereitungen zur Einsetzung des Karmapa in China hinter dem Rücken der rechtmäßigen Mitglieder des Karmapa Charitable Trust getroffen worden. Man hatte die Verantwortung der Vereinsmitglieder an sich gerissen, und es gab keinerlei Basis für normale Kommunikation und Verwaltungsverfahren. In dieser kritischen Situation entschloß ich mich aus folgenden Gründen, dem Anschein nach den Jungen, der als Karmapa zum Sitz in China gebracht wurde, zu akzeptieren:
(1) Die chinesische Regierung hatte bereits Leute gesandt, um den Jungen als Karmapa in Tsurphu einzusetzen.
(2) Das Büro des Dalai Lama hatte eine Verlautbarung herausgegeben, die die - täuschenderweise als unter den Kagyüs einstimmig dargestellte - Entscheidung ratifizierte, daß Urgyen Trinle Karmapa sei.
In diesem Punkt hätte mein Widerspruch nichts an irgendwelchen bereits angelaufenen Dingen geändert. Er wäre nur als Mittel benutzt worden, um gegen die Verwaltung Rumteks vorzugehen. Andererseits würde eine Übereinkunft die Situation zeitweilig beruhigen und dem Verein und den Mönchen Rumteks die Möglichkeit geben, Alternativen zu erwägen. Mir war auch klar, daß ein politisch eingesetzter Karmapa in China nicht einen religiösen echten Karmapa daran hindern könnte, für das Dharma in Erscheinung zu treten. Auch ist jetzt bestätigt, daß Urgyen Trinle zuerst von der chinesischen Regierung anerkannt wurde und nicht von Situ Rinpoche.
Vor kurzem habe ich den echten Karmapa in das Karmapa International Buddhist Institute eingeladen. Ich fand ihn und bestätige ihn jetzt als echt aufgrund meiner Fähigkeit als »Shamarpa«. Der Junge hat viele Qualitäten eines Karmapa gezeigt, so wie es viele frühere Karmapa-Inkarnationen taten. Die authentischen Instruktionen des letzten Gyalwa Karmapa werde ich noch zu enthüllen haben. Dies ist eine spirituelle Angelegenheit und erfolgt nach seinen eigenen Anweisungen. Sie sollten das Vertrauen haben, daß ich dies zur angemessenen Zeit tun werde.
Die Weise, in der die Mönche von Rumtek und den Zweigklöstern fähig waren, vernünftig und reif mit der Situation umzugehen, hat mich sehr ermutigt. Sie haben Integrität, Einheit, Mut und Hingabe bewiesen.
Jetzt, da ich Seine Heiligkeit hierher eingeladen habe, bringen alle Mönche von Rumtek und den Zweigklöstern, sowie Anhänger von überall in der Welt ihre Dienste mit ein.
Ich vertraue Seine Heiligkeit Karmapa nun Eurer Obhut an. Es ist die Zeit gekommen, wo ich eigenständig sein sollte. Bisher habe ich all meine Zeit und Energie den Projekten S.H. Karmapa gewidmet. Jetzt werde ich eine Stelle - ob groß oder klein spielt keine Rolle - für Shamarpas Aktivität gründen. Spirituell bin ich natürlich in meiner Aktivität als »Shamarpa« immer mit Gyalwa Karmapa verbunden. Ich werde jedoch keine Kontrolle über seine Klöster, Zentren, Verwaltung, Vereins-Besitztümer oder Spenden ausüben.
Ich möchte betonen, daß ich den Projekten S.H. Karmapa immer die höchste Priorität gewidmet habe. Ich habe viele Projekte für S.H. Karmapa vollendet, in erster Linie durch meine eigenen Mittel. Selbst jetzt habe ich die Unterstützung seiner Mönche übernommen und die mit der Rückkehr Seiner Heiligkeit verbundenen Kosten getragen. All diese Dinge habe ich nicht für meinen eigenen Gewinn, sondern nur zum Nutzen des Karma-Kagyü-Buddhismus getan.
Ich habe keinerlei persönliches Interesse an Karmapas Besitz und füge mich hinsichtlich der Handhabung seiner Angelegenheiten der Mehrheitsentscheidung der Mitglieder des Karmapa Charitable Trust.
Die Erziehung Seiner Heiligkeit wird vom Ehrwürdigen Generalsekretär Topga Rinpoche - einem hochqualifizierter Gelehrten - dem Ehrwürdigen Khenpo Chödrag, spezialisiert auf buddhistische Philosophie, und dem Ehrwürdigen Nendo Rinpoche, Vajrameister für Vajrayana-Rituale, arrangiert und betreut werden. Für Seine Heiligkeit ist es jetzt die Zeit zu studieren, nicht vorgezeigt zu werden. Hinsichtlich der Hauptlehren der Karma-Kagyü-Linie biete ich, wann immer nötig, meine vollen Dienste an. Zuvor jedoch benötige ich etwas Vorbereitungszeit. Das ist meine Verantwortung. Zugleich sollte Seine Heiligkeit von vielen qualifizierten Lehrern aller Schulen Belehrungen erhalten. Er kam hierher, um den Wesen zu nutzen und sollte nicht nur auf Karma Kagyü beschränkt sein.
Die Kontroverse ist nicht länger nur eine Frage verschiedener Ansichten. Situ und Gyaltsab Rinpoches Gruppen haben diese Unstimmigkeit zu physischer Gewalt eskalieren lassen. Sie haben einen Mönchskrieg organisiert und drei mal Karmapas Mönche und Klöster angegriffen. Dies ist jenseits aller verständlichen Vernunft und völlig gegen die grundlegendsten Prinzipien des Buddha-Dharma. Sie haben nicht nur der Karma-Kagyü-Schule, sondern dem Buddhismus als solchem geschadet.
Abschließend möchte ich Ihnen, Herrn Sherab Gyaltsen, Herrn Jigdral Densapa, Herrn Gyan Jyoti und Topga Rinpoche danken. Sie haben Ihre Prinzipien und die Ihnen von Seiner Heiligkeit dem 16. Karmapa anvertraute Verantwortung mutig aufrechterhalten.
Ich selbst werde Vereinsmitglied bleiben, um Sie bei Ihren weiteren Bemühungen für Seine Heiligkeit Karmapa zu unterstützen und Ihnen zu helfen.
Hochachtungsvoll,
Shamar Rinpoche
Shamar Rinpoche
Übersetzung: Detlev Göbel
Buddhismus Heute Heft 15
© BDD e.V. 2000-2013
Zusamenfassung: Aus: Buddhismus Heute Nr. 13, ( 1993)
Karmapa wurde von der indischen Regierung ein Stück Land in New Delhi geschenkt, daß jedoch bis zu seinem Tod nicht amtlich auf Karmapas Namen eingetragen wurde. Der damalige Generalsekretär Damcho Yongdu bemühte sich um die Eintragung auf einen zum Zwecke des Landkaufs für Rumtek gegründeten Vereins. Dieser Verein war jedoch nur für das Land in Sikkim gültig und die Eintragung galt deswegen nur vorübergehend. Eine Schülerin von Situ Rinpoche brachte die Frage auf, daß dadurch in Zukunft Probleme entstehen könnten. Der Generalsekretär Damcho Yongdu starb 1983 und niemand konnte Karmapa anschließend rechtlich vertreten. Der Vorsitzende von Rumtek, Künzig Shamar Rinpoche und der neue, noch von Karmapa bestimmte, Generalsekretär Topga Rinpoche, mußten eine Lösung finden, damit Karmapas Projekte weiterlaufen konnten. Ein Anwalt schlug vor, daß Shamar Rinpoche offiziell als derzeitiges Oberhaupt von Rumtek fungieren solle, um Karmapa, das frühere Oberhaupt Rumteks, rechtlich vertreten zu können; eine überall auf der Welt völlig normale rechtliche Prozedur.
Das Land in New Delhi war nicht auf Karmapa persönlich, sondern auf den Verein in Sikkim eingetragen. Der Anwalt schlug vor, das zu ändern, damit Shamar Rinpoche auch bezüglich des Landes Karmapa vertreten könne. Während die vier Regenten von Kalu Rinpoche die Rinchen-Terdzö-Ermächtigungen erhielten, gelang es einigen Leuten, drei der Regenten einzureden, daß der vierte, nämlich Shamar Rinpoche, sich Karmapas Eigentum aneignen wolle. Es wurden rechtliche Schritte gegen ihn unternommen, bis schließlich mehrere Anwälte bestätigten, daß die Vorwürfe haltlos seien, da das Land immer noch eindeutig unter dem Namen von Karmapa registriert gewesen sei, wenn die Änderung stattgefunden hätte. Die Rinpoches entschuldigten sich bei Shamar Rinpoche. Letztendlich wurde das Land 1984 auf den Karmapa Charitable Trust eingetragen. Shamar Rinpoche erwähnt diese Vorfälle auch bei den Fragen im Anschluß an seine Rede in Rumtek am 9. Juni 1992 (Kagyü Life Nr. 2/92 Seite 18). Die Angelegenheit ist niemals in aller Öffentlichkeit richtig gestellt worden und wird immer wieder benutzt, um Shamar Rinpoche und Topga Rinpoche in ein schlechtes Licht zu rücken.
Der Brief selbst:
Künzig Shamar Rinpoches Brief an den Vorstand des "Karmapa Charitable Trust"
An den Vorstand des Karmapa Charitable Trust
Herrn Sherab Gyaltsen
Herrn Jigdral Densapa
Herrn Gyan Jyoti
Ven. Topga Rinpoche
Aus: Buddhismus Heute Nr. 29, ( 1999)
http://www.buddhismus-heute.de/archive.issue__29.position__1.de.html
Liebe Trust-Mitglieder,
Dieser Brief ist ein kurzer Bericht an Sie über meine Aktivitäten von November 1981 bis heute.
Als Seine Heiligkeit der 16. Karmapa am 5. November 1981 starb, trat der verstorbene Generalsekretär Yongdü auf mich zu, um die Frage der Nachfolge der Verantwortung für S.H. Karmapas Aktivitäten zu besprechen. Er bat mich, daß ich die Position Shamarpas in ihrer vollen historischen Bedeutung übernehme, also als Zweiter nach Karmapa alle Verantwortungen tragen sollte. Er erinnerte mich daran, daß S.H. Karmapa mich inthronisiert und die Tradition der Untrennbarkeit der Aktivitäten der Karmapas und der Shamarpas wieder eingeführt hatte.
Ich lehnte die Bitte des Generalsekretärs um eine alleinige Regentschaft ab, nicht jedoch aus Angst, die Verantwortung für Rumtek auf mich allein zu nehmen. Der Generalsekretär Yongdü schlug dann vor, daß die vier Rinpoches - Situ Rinpoche, Jamgön Kongtrul Rinpoche, Gyaltsab Rinpoche und ich selbst - zusammen die Verantwortung tragen sollten, und wir einigten uns auf eine Drei-Jahres-Rotations-Regentschaft. Wir beschlossen auch, gemeinsam nach der Wiedergeburt Seiner Heiligkeit Karmapa zu suchen. Ich nahm die erste Rotationsperiode an, und der Generalsekretär kümmerte sich weiterhin um die vom verstorbenen Karmapa initiierten Projekte.
Ein großes Projekt war die Fertigstellung des New Delhi Klosters. Als das Fundament des Gebäudes fertig war, reiste der Generalsekretär nach Bhutan. Während seines Besuches dort starb er plötzlich an einem Herzanfall. Nach dem Tod des Generalsekretärs Yongdü übernahm Topga Rinpoche den Dienst des Generalsekretärs, wie Seine Heiligkeit der 16. Karmapa es angeordnet hatte.
Vor seinem Tod war der Generalsekretär einen Vertrag eingegangen, um den Bau des Delhi-Institutes innerhalb von 22 Monaten für 14.000.000 indische Rupies zu vollenden. Man muß hier erwähnen, daß das Kloster Rumtek zu der Zeit in der alten tibetischen Weise betrieben wurde. Es gab keinerlei Buchhaltungssystem. Alles beruhte auf Vertrauen. Die Summe, die uns von der Familie übergeben wurde, betrug 300.000 indische Rupies (ca. 15.000 US-$).
Wir hatten keine andere Wahl, als wieder Geld zu sammeln. Da dies während meiner Regentschaft geschah, wurde ich verantwortlich für das Sammeln von Mitteln für dieses Projekt. Zum Glück war ich recht erfolgreich und war in der Lage, den Vertragspartnern Wig Brothers Company einige unserer Obligationen zahlen zu können, so daß wir die Arbeit weiterführen konnten.
Wir fuhren damit fort, bis wir 1983 von unserem Anwalt den Rat bekamen, daß aus juristischen Gründen eine Richtigstellung der Papiere für die Pacht des Grundstückes nötig war. Dies löste bei Anhängern der anderen Rinpoches starke Vorwürfe aus, daß wir das Land in New Delhi unter meinen Namen nehmen wollten. Da ich über die Tatsachen der Situation nie durch direkten Kontakt erfuhr, wurde mir klar, daß ihre Motivationen politischer Natur waren. Rückblickend scheint dies der Beginn der Bildung von Gruppierungen gewesen zu sein, die das Ziel hatten, durch Verleumdung meines Namens und meines Rufes, für einige der anderen Regenten Macht zu gewinnen.
Nicht wegen der persönlichen Anschuldigungen, sondern aufgrund der - durch die Vermischung von Dharma-Aktivität und Politik - potentiellen Gefahr für die Zukunft der Karma-Kagyü alarmiert, empfahl ich nachdrücklich, das von uns geschaffene kollektive Regentschafts-Rotationssystem aufzulösen.
Die Gründe dafür waren:
(1) Die Regentengruppe wurde nicht von Gyalwa Karmapa selbst geschaffen, und es gab keine vorhergehende Tradition dafür. Wir bildeten sie selbst, da wir sie für nützlich hielten. Nun jedoch war sie durch Politik zu einem Risiko für Karmapas Aktivität geworden und kein nützliches Instrument mehr.
(2) Es war der Karmapa Charitable Trust mit seinem von S.H. Karmapa eingesetzten Vorstand geschaffen worden, so daß es keinen Bedarf mehr für das Rotationssystem oder die kollektive Regentschaft gab.
1985 wurde die Regentengruppe in einer Resolution aufgelöst.
Wir kamen auch überein, als Teil unserer gemeinsamen Verantwortung für die Karma Kagyü Dharma-Aktivität, in unseren gemeinsamen Anstrengungen bei der Suche nach der Reinkarnation S.H. Gyalwa Karmapa fortzufahren. Zu diesem Zweck hielten wir über die Jahre regelmäßige Treffen ab, um uns auf gemeinsame Entscheidungen, die für die Suche nach Karmapa wichtig waren, zu einigen. Ich selbst fuhr mit dem großen New Delhi Klosterprojekt fort, das 1989 fertiggestellt war und 1990 eingeweiht wurde.
Wie Sie wissen, präsentierte Situ Rinpoche am 19. März 1992 den dubiosen Prophezeiungsbrief. Ich glaubte nicht an die Authentizität des Briefes, da eine Prüfung des Briefes mich davon überzeugte, daß es nicht die Handschrift S.H. des 16. Karmapa war. Auch hatte bereits ein hochqualifizierter älterer Schüler von S.H. dem 16. Karmapa mit mir Kontakt aufgenommen; ich war jedoch angewiesen worden, seine Informationen vertraulich zu behandeln. Da ich so starke Zweifel hatte, diskutierten wir viel miteinander und kamen schließlich überein zu verkünden, daß wir erst im Oktober desselben Jahres weitere Informationen geben würden.
Als ich im Juni nach Rumtek zurückkam, waren all unsere Vereinbarungen gebrochen worden, und es waren Vorbereitungen zur Einsetzung des Karmapa in China hinter dem Rücken der rechtmäßigen Mitglieder des Karmapa Charitable Trust getroffen worden. Man hatte die Verantwortung der Vereinsmitglieder an sich gerissen, und es gab keinerlei Basis für normale Kommunikation und Verwaltungsverfahren. In dieser kritischen Situation entschloß ich mich aus folgenden Gründen, dem Anschein nach den Jungen, der als Karmapa zum Sitz in China gebracht wurde, zu akzeptieren:
(1) Die chinesische Regierung hatte bereits Leute gesandt, um den Jungen als Karmapa in Tsurphu einzusetzen.
(2) Das Büro des Dalai Lama hatte eine Verlautbarung herausgegeben, die die - täuschenderweise als unter den Kagyüs einstimmig dargestellte - Entscheidung ratifizierte, daß Urgyen Trinle Karmapa sei.
In diesem Punkt hätte mein Widerspruch nichts an irgendwelchen bereits angelaufenen Dingen geändert. Er wäre nur als Mittel benutzt worden, um gegen die Verwaltung Rumteks vorzugehen. Andererseits würde eine Übereinkunft die Situation zeitweilig beruhigen und dem Verein und den Mönchen Rumteks die Möglichkeit geben, Alternativen zu erwägen. Mir war auch klar, daß ein politisch eingesetzter Karmapa in China nicht einen religiösen echten Karmapa daran hindern könnte, für das Dharma in Erscheinung zu treten. Auch ist jetzt bestätigt, daß Urgyen Trinle zuerst von der chinesischen Regierung anerkannt wurde und nicht von Situ Rinpoche.
Vor kurzem habe ich den echten Karmapa in das Karmapa International Buddhist Institute eingeladen. Ich fand ihn und bestätige ihn jetzt als echt aufgrund meiner Fähigkeit als »Shamarpa«. Der Junge hat viele Qualitäten eines Karmapa gezeigt, so wie es viele frühere Karmapa-Inkarnationen taten. Die authentischen Instruktionen des letzten Gyalwa Karmapa werde ich noch zu enthüllen haben. Dies ist eine spirituelle Angelegenheit und erfolgt nach seinen eigenen Anweisungen. Sie sollten das Vertrauen haben, daß ich dies zur angemessenen Zeit tun werde.
Die Weise, in der die Mönche von Rumtek und den Zweigklöstern fähig waren, vernünftig und reif mit der Situation umzugehen, hat mich sehr ermutigt. Sie haben Integrität, Einheit, Mut und Hingabe bewiesen.
Jetzt, da ich Seine Heiligkeit hierher eingeladen habe, bringen alle Mönche von Rumtek und den Zweigklöstern, sowie Anhänger von überall in der Welt ihre Dienste mit ein.
Ich vertraue Seine Heiligkeit Karmapa nun Eurer Obhut an. Es ist die Zeit gekommen, wo ich eigenständig sein sollte. Bisher habe ich all meine Zeit und Energie den Projekten S.H. Karmapa gewidmet. Jetzt werde ich eine Stelle - ob groß oder klein spielt keine Rolle - für Shamarpas Aktivität gründen. Spirituell bin ich natürlich in meiner Aktivität als »Shamarpa« immer mit Gyalwa Karmapa verbunden. Ich werde jedoch keine Kontrolle über seine Klöster, Zentren, Verwaltung, Vereins-Besitztümer oder Spenden ausüben.
Ich möchte betonen, daß ich den Projekten S.H. Karmapa immer die höchste Priorität gewidmet habe. Ich habe viele Projekte für S.H. Karmapa vollendet, in erster Linie durch meine eigenen Mittel. Selbst jetzt habe ich die Unterstützung seiner Mönche übernommen und die mit der Rückkehr Seiner Heiligkeit verbundenen Kosten getragen. All diese Dinge habe ich nicht für meinen eigenen Gewinn, sondern nur zum Nutzen des Karma-Kagyü-Buddhismus getan.
Ich habe keinerlei persönliches Interesse an Karmapas Besitz und füge mich hinsichtlich der Handhabung seiner Angelegenheiten der Mehrheitsentscheidung der Mitglieder des Karmapa Charitable Trust.
Die Erziehung Seiner Heiligkeit wird vom Ehrwürdigen Generalsekretär Topga Rinpoche - einem hochqualifizierter Gelehrten - dem Ehrwürdigen Khenpo Chödrag, spezialisiert auf buddhistische Philosophie, und dem Ehrwürdigen Nendo Rinpoche, Vajrameister für Vajrayana-Rituale, arrangiert und betreut werden. Für Seine Heiligkeit ist es jetzt die Zeit zu studieren, nicht vorgezeigt zu werden. Hinsichtlich der Hauptlehren der Karma-Kagyü-Linie biete ich, wann immer nötig, meine vollen Dienste an. Zuvor jedoch benötige ich etwas Vorbereitungszeit. Das ist meine Verantwortung. Zugleich sollte Seine Heiligkeit von vielen qualifizierten Lehrern aller Schulen Belehrungen erhalten. Er kam hierher, um den Wesen zu nutzen und sollte nicht nur auf Karma Kagyü beschränkt sein.
Die Kontroverse ist nicht länger nur eine Frage verschiedener Ansichten. Situ und Gyaltsab Rinpoches Gruppen haben diese Unstimmigkeit zu physischer Gewalt eskalieren lassen. Sie haben einen Mönchskrieg organisiert und drei mal Karmapas Mönche und Klöster angegriffen. Dies ist jenseits aller verständlichen Vernunft und völlig gegen die grundlegendsten Prinzipien des Buddha-Dharma. Sie haben nicht nur der Karma-Kagyü-Schule, sondern dem Buddhismus als solchem geschadet.
Abschließend möchte ich Ihnen, Herrn Sherab Gyaltsen, Herrn Jigdral Densapa, Herrn Gyan Jyoti und Topga Rinpoche danken. Sie haben Ihre Prinzipien und die Ihnen von Seiner Heiligkeit dem 16. Karmapa anvertraute Verantwortung mutig aufrechterhalten.
Ich selbst werde Vereinsmitglied bleiben, um Sie bei Ihren weiteren Bemühungen für Seine Heiligkeit Karmapa zu unterstützen und Ihnen zu helfen.
Hochachtungsvoll,
Shamar Rinpoche
Shamar Rinpoche
Übersetzung: Detlev Göbel
Buddhismus Heute Heft 15
© BDD e.V. 2000-2013